Long-/Post-Covid-Syndrom: Nicht mehr krank – aber auch nicht gesund
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Da die genaue Ursache des Post-Covid-Syndroms noch nicht bekannt ist, gibt es noch keine spezielle Behandlungsmöglichkeit. Eine ähnliche Symptomatik ist allerdings von anderen Viruserkrankungen, aber auch chronischen Entzündungsprozessen bei Autoimmunerkrankungen bekannt. Derzeit wird das Krankheitsbild intensiv erforscht und es gibt an vielen Universitätskliniken Spezialambulanzen für Post-Covid-Betroffene.
Aus den bisherigen Erfahrungen mit der Erkrankung wurden Leitlinien für die Behandlung der Post-Covid-Symptome erstellt. Dabei hat die Rehabilitation eine wesentliche Bedeutung. In der Rehabilitationsbehandlung werden verschiedene Therapien kombiniert, die auf die einzelnen Beschwerden abgestimmt sind.
Was ist das Ziel einer Rehabilitation bei Post-Covid?
Neben der Reduktion der Symptome, ist es ein wichtiges Therapieziel, mit den Betroffenen Strategien zu entwickeln, mit den bestehenden Einschränkungen den Alltag besser zu bewältigen.
Für die Post-Covid-Betroffenen, die im Erwerbsleben stehen, kann auch geklärt werden, ob und wann eine Wiedereingliederung am Arbeitsplatz möglich ist. Es können Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsleben eingeleitet oder empfohlen werden.
Auch wenn bereits wieder eine berufliche Tätigkeit aufgenommen wurde, aber die ursprüngliche Belastbarkeit noch nicht wiederhergestellt ist, kann ein Reha-Heilverfahren zu einer Erholung und letztlich dauerhaften Verbesserung der Leistungsfähigkeit beitragen.
Was muss bei einer Rehabilitationsbehandlung bei Post-Covid-Syndrom allgemein beachtet werden?
Wichtigstes Prinzip einer Post-Covid-Rehabilitation mit Fatigue-Symptomatik ist das Einhalten und Erlernen eines Aktivitäts- und Energiemanagements („Pacing“), um die häufig erfahrenen Rückschläge durch Überanstrengung zu vermeiden und wieder Hoffnung und Vertrauen in die eigenen Kräfte zu gewinnen. Die Rehabilitanden erlernen im Rahmen einer multimodalen Behandlung eine Tagesstrukturierung orientiert an der verfügbaren Energie.
Eine eingeschränkte Belastbarkeit mit Verschlechterung („Crash“) nach körperlicher oder mentaler Anstrengung (PEM) muss unbedingt beachtet werden, damit die Rehabilitation nicht zu einer Überlastung und damit Verschlechterung des Zustands führt. Auch leiden manche Post-Covid-Patienten an vermehrter Reizempfindlichkeit und fühlen sich deshalb in Gruppensituationen überlastet.
Andererseits profitieren viele Post-Covid-Betroffene im beschützenden Umfeld der Rehabilitationsklinik von der Entlastung von Alltagstätigkeiten wie Hausarbeit, Einkaufen, Fahrten zu Therapien oder Ärzten. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen wird oft als sehr hilfreich empfunden.
Wie findet Post-Covid-Rehabilitation in den Sankt Rochus Kliniken statt?
Die meisten Post-Covid-Patienten und Patientinnen leiden unter neurologischen Störungen wie einer krankhaften Erschöpfbarkeit „Fatigue“, neurokognitiven Störungen („brain-fog“), Schwindelgefühlen und Schmerzen.
Daneben gibt es auch Betroffene, die nach einem schweren Krankheitsverlauf mit Komplikationen oder Behandlung auf der Intensivstation noch unter körperlichen und neurologischen Einschränkungen leiden.
Deshalb erfolgt die Post-Covid-Rehabilitation in der Klinik für Neurologie der Sankt Rochus Kliniken unter der Leitung von Fachärzten und –ärztinnen für Neurologie. Unterstützend können Fachärzte und –ärztinnen für Psychiatrie, Innere Medizin und Kardiologie und Orthopädie einbezogen werden.
Wesentlich in die Behandlung eingebunden ist die Abteilung Klinische Psychologie.
Zum therapeutischen Team gehören außerdem die Physiotherapie, Sporttherapie, Atemtherapie, Ergotherapie, Logopädie, Sozialarbeit und die Pflege.
Alle diagnostischen und therapeutischen Angebote der Sankt Rochus Kliniken können für die Post-Covid-Rehabilitation genutzt werden.
Die Rehabilitation kann stationär oder teilstationär durchgeführt werden. Dabei arbeitet das Team aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen mit den Betroffenen, um körperliche, geistige, seelische und soziale Einschränkungen und Symptome zu erkennen und zu behandeln. Das Erlernen des Aktivitäts- und Energiemanagements („Pacing“) ist dabei fachübergreifend grundlegende Behandlungsstrategie.
Die Dauer der Post-Covid-Rehabilitation ist normalerweise vier Wochen, eine Verlängerung ist nach fachärztlicher Entscheidung möglich.
Das Konzept ist von der Deutschen Rentenversicherung geprüft und anerkannt und die Sankt Rochus Kliniken damit für die Behandlung zugelassen.
Welche speziellen Therapien werden in der Post-Covid-Rehabilitation in den Sankt Rochus Kliniken angeboten?
Klinische Psychologie
- Neuropsychologische Diagnostik zur Klärung der kognitiven Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit – daraus resultierend:
- PC-gestütztes Training von Aufmerksamkeit und Konzentration
- Post-Covid-Gesprächsgruppe zur Krankheitsverarbeitung
- Entspannungstraining (Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation)
- Vorträge zu Stressbewältigung und Krankheitsverarbeitung
Ergotherapie
- Einüben von Energiemanagement in den Aktivitäten des täglichen Lebens (Pacing)
- Wahrnehmung und Bewusstsein für Energieaufwand einzelner Tätigkeiten
- Belastungseinschätzungen und Problemlösestrategien: Priorisieren, Delegieren, Planung
Je nach Einschränkung außerdem:
- Feinmotoriktraining
- Sensibilitätsförderung
- Hirnleistungstraining
- Alltagstraining, ggf. mit Hilfsmittelversorgung
Physio- und Bewegungstherapie
- Atemtherapie: Erlernen von Atemtechniken zur Reduktion der Symptomatik.
- Aufklärung und praktische Übungen bezüglich belastungsangepassten Ausdauer- und Krafttrainings (Pacing)
- Schulung der Körperwahrnehmung und des Erkennens der eigenen Belastungsgrenzen
Klinischer Sozialdienst
- Sozialrechtliche Beratung
- Beratung zur beruflichen Integration
- Wiedereingliederung in das berufliche Umfeld
- Vorbereitung und Anbahnung von Nachsorge und weitergehenden Maßnahmen
Sonstiges
- Weitere Therapieangebote wie z.B. Ernährungsberatung, Elektrotherapie, Bäder etc
- Freizeitangebote wie z.B. Qi-Ging, Yoga, Klangschalentherapie und vieles mehr
Wie ist der Ablauf der Post-Covid-Rehabilitation in den Sankt Rochus Kliniken?
Am Aufnahmetag und in den ersten Tagen finden ärztliche und therapeutische Aufnahmeuntersuchungen statt. Dabei werden die Erkrankungssymptome, aktuelle Leistungsfähigkeit und Krankengeschichte erfragt, damit das individuelle Therapieziel festgelegt werden kann. Es kommen auch Fragebögen z.B. zur Vorgeschichte, seelischen Belastungen oder Lebensqualität zum Einsatz.
Bei Bedarf kann die medizinische Diagnostik durch Laboruntersuchungen, kardiologische und pulmologische Untersuchungen ergänzt werden.
Die Therapie wird am Aufnahmetag durch die Ärzte verordnet und vom Therapiemanagement wird ein Plan ausgedruckt. Wir bemühen uns, das Therapieangebot so zu planen, dass es insbesondere für Menschen mit einer chronischen Erschöpfung ausreichende Pausen zur Regeneration bietet. Da das Bedürfnis nach Pausen individuell ist, kann die Therapiefrequenz darüber hinaus bei Bedarf angepasst werden.
Der Verlauf der Rehabilitation wird durch wöchentliche Facharztvisiten überwacht.
In den letzten Tagen des Aufenthalts erfolgen therapeutische und ärztliche Abschlussuntersuchungen. Es wird mit den Betroffenen besprochen, ob die Therapieziele erreicht wurden und ob weitere Therapien, Untersuchungen oder Maßnahmen nach der Rehabilitation durchgeführt werden sollten.
Im Reha-Entlassbericht werden die Befunde, die Ergebnisse der Diagnostik, Verlauf und Ergebnis der Rehabilitation dokumentiert und Empfehlungen zur ambulanten Weiterbehandlung und Nachsorge gegeben.
Wie kann ich eine Post-Covid-Rehabilitation beantragen?
Wenn Sie eine Reha beantragen möchten, wenden Sie sich einfach an Ihren Hausarzt. Er kann Ihnen dabei helfen und sie gemeinsam mit Ihnen beantragen.
Wenn Sie nähere Informationen zu einer Reha in unserer Klinik erhalten möchten, können Sie uns Ihre Fragen an folgende E-Mail-Adresse schicken:
info@sankt-rochus-kliniken.de
Wir geben Ihnen gerne Auskunft.